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Wenn die Trauer plötzlich zuschlägt…

Wenn die Trauer plötzlich zuschlägt…

11. Juli 2023 tamara Comments 0 Kommentare

Ich möchte in diesem Beitrag gerne von mir erzählen und wie mich die Trauer ganz plötzlich und völlig unerwartet überwältigt hat.

Zu meinen ehemaligen Schwiegereltern hatte ich immer ein sehr herzliches und gutes Verhältnis. Auch nach der Trennung von meinem Mann ist der Kontakt zwar weniger geworden, aber weiterhin zugewandt geblieben.

Neue Freunde

Enge Freunde meiner Schwiegereltern, ein Ehepaar, sind mir schon in meiner ersten Zeit in Duisburg sehr ans Herz gewachsen.

Beide haben mich mit offenen Armen empfangen und mich einfach in ihrer Mitte aufgenommen. Auch durch diese beiden wurde mir der Neustart hier in Duisburg damals sehr erleichtert.
Mein Abschiedsschmerz liebevoll aufgefangen. Immerhin habe ich alle Freunde und meine Eltern in meiner alten Heimat zurückgelassen um in Duisburg mit meinem damaligen Mann in ein neues Abenteuer namens Familie zu starten.

Sowohl meine Schwiegereltern, mein Mann, aber auch eben diese sehr guten Freunde der Familie Veldkamp begleiteten mich so viele Jahre. Sie haben unsere Kinder aufwachsen sehen, Hochs und Tiefs miterlebt, den Tod meiner Mutter mit mir durchlitten, waren auch für meinen Mann schon wie Ersatzeltern als er selber noch Kind war.

Meinen Schwiegereltern waren sie gute Freunde schon seit unzähligen Jahren, zusammen haben sie viel erlebt, sie waren eine eingeschworene Gemeinschaft.

Jahre vergehen

Und trotzdem nicht ständig präsent. Wir sahen uns bei Geburtstagen oder anderen Feierlichkeiten, wir haben über einander gehört, uns jeweils schöne Grüße ausrichten lassen.

Das ein oder andere Wehwehchen kam bei den älteren Herrschaften dazu, aber alles nichts, worüber man sich ernsthaft Sorgen machen musste.

Meine Schwiegereltern und auch deren Freunde wurden älter und so trafen wir uns dann hin und wieder auch bei einer Beerdigung, kurz ein bißchen geredet, der Kontakt war sofort wieder da und dann aber auch wieder für einige Zeit nicht.

Bei einem Geburtstag meines Schwiegervaters wurde dann bekannt, dass bei ihm des befreundeten Paares eine bösartige Erkrankung festgestellt wurde, die jedoch gut zu behandeln sei. Auch bei ihr waren die Leberwerte nicht ganz okay, Untersuchungen sollten folgen. Irgendwie begleitete sie das schon ihr halbes Leben. Die Leber war ihr Schwachpunkt.

Alles weitere erfuhr ich dann mal zwischendurch: ihm ging es unter der Therapie soweit gut, sie war unter Beobachtung, nichts alarmierendes.

So ging die Zeit ins Land und durch die Trennung von meinem Mann schlief der Kontakt dann sehr ein zu diesem liebenswerten Ehepaar.

Vorsätze

Immer wieder stellte ich das mit Bedauern fest, mit dem unbedingten Vorsatz, dies zu ändern, mich mal zu melden und nachzufragen, wie es denn so geht.

Und wer kennt es nicht: kurz dran gedacht und dann doch nicht mehr. Vergessen. Bald mal. Unbedingt. Kurzes Blitzlicht. Wieder weg.

Und dann bekam ich die Information, dass es ihr sehr schlecht gehe und sie im Krankenhaus liege. Die Leberwerte hatten sich extrem verschlechtert und jetzt sollte dies abgeklärt werden.

Das Krankenhaus liegt direkt neben meiner Arbeitsstelle, kein Problem also. Ich würde sie besuchen, sobald sie alle Untersuchungen hinter sich hatte.

In meinem Kopf: denk dran, du wolltest sie unbedingt besuchen, erkundige dich, wie es ihr geht.

Das tat ich auch. Irgendwann. Ich erkundigte mich. Es ging ihr immer schlechter. Sie habe Leberkrebs und es blieb ihr nicht mehr viel Zeit.

Der Schock saß erstmal tief. Ich hoffte wirklich, dass sie sich für unser Hospiz entscheiden würde. Dann wäre ich ganz in ihrer Nähe, könnte immer nach ihr sehen.

Doch sie kam nicht, eine Verlegung war nicht mehr möglich.

Fragen über Fragen

Sollte ich jetzt noch zu einem Besuch gehen? Nach drei Jahren ohne Kontakt? Vielleicht will sie mich gar nicht sehen? Kann nicht verstehen, wieso mein Mann und ich uns getrennt haben, ist mir deswegen böse? Was sage ich dann, wenn sie mich nicht sehen möchte? Was sage ich überhaupt?

Ich erkannte mich selbst nicht wieder. Ich, die soviel Erfahrung in Trauerbegleitung hatte, war total hilflos. Gedanken über Gedanken.

Und während ich mit der Sortierung meiner Gedanken beschäftigt war, starb sie.

Ich war traurig, erleichtert, geschockt, hilflos, sprachlos. Alles auf einmal. Und extrem enttäuscht von mir selbst.

Ich schrieb eine Karte an ihren Mann und ihren Sohn, wollte mein tief empfundenes Mitgefühl irgendwie ausdrücken.

Aber auch Urlaubsvorbereitungen standen an.

Dann fuhren wir in den Urlaub und ich hoffte sehr, zur Beerdigung wieder zurück zu sein, um mich wenigstens auf diesem Wege verabschieden zu können.

Doch es kam anders. Die Beerdigung war einen Tag vor unserer Rückkehr geplant.

Meine große Tochter ging mit ihren Großeltern dorthin und sie erzählte mir im Anschluß davon. Ich wollte alles im Detail erfahren. Wir lachten sogar über Begebenheiten, die IHR, der Verstorbenen, sicher gefallen hätten und die ganz ihrem Humor entsprochen hätten. Ich sah sie vor mir, so wie sie war, wie sie lachte, das Glitzern in den Augen… und in genau diesem Moment brach es aus mir heraus.

Ich weinte und weinte und weinte.

Über den Tod dieser lieben Person, über mein Unvermögen, mich persönlich zu verabschieden, über die verpasste Möglichkeit, zur Beerdigung gehen zu können.

Ich machte mir selber die schlimmsten Vorwürfe, das, was ich den Angehörigen, die ich selber begleitet habe, immer versuche zu nehmen.

Sterben und Tod sind so unmittelbar. Das eigene Wissen darüber, die größte Erfahrung in der Trauerbegleitung, die tägliche Arbeit mit Schwerstkranken konnten mich nicht davor schützen, dass mich die Trauer von jetzt auf gleich überwältigte und mich eine ganz Zeit lang in Besitz nahm.

Ich beruhigte mich nur langsam, auch wenn ich sofort Trost erhielt. Der Knoten im Bauch wollte sich kaum auflösen.

Jetzt, in diesem Moment, wo ich das alles aufschreibe, stehen mir wieder die Tränen in den Augen und ein neuer Knoten bildet sich.

Abschied nehmen

Diese Erfahrung hat mir wieder mal gezeigt, wie wichtig das Abschied nehmen ist. Für jeden einzelnen. Für den Sterbenden, für Familie und Angehörige, für Freunde, für alle, die etwas mit dieser Person verband.

Und ich möchte es besser machen beim nächsten Mal. Das ist mein Wunsch! ♥️

Erstmal gehe ich aber zum Friedhof, um mich doch noch persönlich zu verabschieden. Das bin ich ihr und mir schuldig. 🎈🌻

Bild von monreal312 auf Pixabay

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