
Was ist uns wichtig am Ende?
Schlaflos
Als ich letztens nachts wach lag, mich hin und her wälzte und der Schlaf auf sich warten ließ, kamen mir Menschen in den Sinn, die ich zuletzt begleitet habe.
Vor allem die letzten Lebenstage ließ ich Revue passieren und stellte wieder mal fest, wie unterschiedlich die Menschen ihre letzten Tage und Stunden leben.
Unterschiede
Da gibt es die zufriedenen und in sich ruhenden Menschen, welche alles gesagt haben, was ihnen noch wichtig war. Die sich Wünsche erfüllt haben, Dinge angesprochen haben, die aus der Welt zu räumen sind. Die mit einem Lächeln auf den Lippen aus dem Leben gehen. Ruhig, entspannt und sorgenfrei.
Ihre letzten Tage sind geprägt von Abschied nehmen, Tränen weinen, sich Ruhe gönnen, liebe Menschen empfangen, andere Menschen wegschicken, sich auf das besinnen, was wichtig erscheint. Selbstbestimmt sein können, Nähe zulassen oder auch Nähe ablehnen. Einfach so sein können, wie sie sich gerade fühlen.
Andere können einfach nicht genau sagen, was IHNEN wichtig ist. Sie möchten niemanden verletzen, keine Auseinandersetzung provozieren. Auch sie nehmen Abschied, trösten jedoch die anderen, nehmen es hin, wenn sich viel Besuch ankündigt. Auch Besuch, der schon lange Zeit nicht mehr gekommen ist. Als alles noch gut war. Doch eigentlich sind sie erschöpft, benötigen Ruhepausen und haben ganz andere Wünsche. Dennoch werden diese nur wenig oder gar nicht mitgeteilt. Aus Rücksicht. Und dann entsteht bei mir oft der Eindruck, das andere entscheiden, was für diese Person wohl wichtig sein könnte. Und das ist natürlich durchweg lieb gemeint, aber an dem Menschen vorbei.
Als mir dies alles durch den Kopf ging, sehr viel unsortierter, als ich es gerade aufgeschrieben habe, fragte ich mich, was wäre MIR denn wichtig am Ende meines Lebens?
Und ich?
Ich bin tatsächlich auch so ein Mensch, der viel Rücksicht auf andere nimmt, größere Auseinandersetzungen am liebsten vermeidet und gerne harmonisch lebt.
Allerdings habe auch ich bemerkt, mit zunehmendem Alter, dass ich das nicht immer mehr so durchhalte und öfter auch versuche, Grenzen zu ziehen, mehr auf mich zu achten, Ärgernisse direkt anzusprechen.
Und wenn ich dann am Ende meines Lebens stehe?
Bis dahin bin ich hoffentlich noch um einiges älter und gefestigter in meiner Meinung und dem Durchsetzen meiner Wünsche.
Ich denke, Ruhe wäre ein großer Wunsch, der respektiert werden sollte. Egal, wieviele Menschen denken, dass sie mich noch einmal sehen müssen. Nur meine Lieblingsmenschen sollen bei mir sein, zumindest solange, wie ich es schaffe, ihnen meine Aufmerksamkeit zu schenken.
Damit verbunden, keine Animositäten, wenn ich sie dann wegschicke oder gar nicht mehr sehen möchte.
Das erwarte ich auch von vielleicht professionell Pflegenden, dass sie respektieren, wenn ich einfach mal nicht möchte. Egal, um was es sich handelt, aber auch da sind, wenn ich etwas brauche.
Und ich möchte mir alles von der Seele reden können, von dem ich meine, dass es gesagt werden muß. Für MEINE Seele! Meinen Seelenfrieden!
Meinungsverschiedenheiten und auch Streit möchte ich nicht mitnehmen auf meine letzte Reise. Friedlich, ohne Ballast, ruhig und entspannt sterben können.
Friedvoll auf Reise gehen
Wie schwer muß es sein, von dieser Welt zu gehen mit Dingen, die nicht gelöst sind, mit Wünschen, die nicht erfüllt wurden, mit einem Gefühl, nicht genug für sich selbst gesorgt zu haben?
Der Satz „Jeder stirbt so, wie er gelebt hat!“ trifft manchmal tatsächlich zu, aber man kann dies jederzeit ändern. Auch in den letzten Tagen!
Am wichtigsten ist letztlich der Mensch, der sich auf seine letzte Reise begibt, mit all seinen Facetten. Wir sollten es diesem Menschen ermöglichen, dass er sie friedvoll antreten kann.
Lassen können
Unsere Wünsche und dass, was wir denken, was dem Sterbenden wichtig wäre, hinten an stellen. Stattdessen genau hinhören und hinschauen, ihn/sie bestärken darin, SEINEN/IHREN Seelenfrieden zu machen, auf seine/ihre ganz eigene Weise.
Wie immer diese Weise aussehen mag, ist sie für diese Person genau richtig und bedarf keiner Korrektur von außen.
Ich glaube, das ist mein größter Wunsch: Akzeptanz für den von mir gewählten Weg mit allem was mich ausmacht.
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