
Erinnerungen
Lange war es ruhig auf meinem Blog, der letzte Beitrag war im Oktober. Leider fehlte mir oft die Zeit oder aber auch die Muse.
Es kamen Schlagwörter in meinen Kopf und gingen wieder. Aber eines blieb die ganze Zeit: Fotos
Fotos
In den Zimmern vieler Menschen, die ich begleite, stehen Fotos. Mal nur ein einziges, mal sehr viele, mal als Kalender, mal gerahmt, mal als Collage.
Manchmal auch gar keins.
Sie zeigen Familie oder Ehepartner, Freunde, Urlaubsorte oder Haustiere. Manche wirken wie aus der Zeit gefallen, da sie noch in schwarz-weiß fotografiert wurden oder verblichen sind.
Ich schaue mir diese Fotos immer gerne an. Sie erzählen aus dem Leben der Menschen, zeigen glückliche Momente, an die sie gerne zurück denken. Jedenfalls, wenn man sich die Bilder als gesunder und mitten im Leben stehender Mensch betrachtet.
Doch wie fühlt es sich an, auf sein Leben zurückzublicken? Ein Leben, welches bald zu Ende geht?
Wird man dabei nicht unendlich traurig? Weiß man doch, dass keine neuen Bilder dazukommen werden?
Oder ist es schön, zu sehen, welch viele glücklichen Momente das Leben bis jetzt bereit gehalten hat?
Geschichten
Komme ich mit den Menschen darüber ins Gespräch, erzählen die meisten die Geschichte, die hinter dem Bild steckt.
Mal mit leuchtenden Augen, nochmal den Moment erlebend, mal mit sehr viel Melancholie oder Traurigkeit. Auch unter Tränen. Manche mögen dazu nichts erzählen, sind sehr kurz angebunden. Was ich respektiere. Denn eigentlich geht es mich auch nichts an. Ich bin eine außenstehende Person.
Und auch nicht jedes Foto erzählt immer eine schöne Geschichte. Es zeigt jedoch Personen, die einem sehr nahe stehen und mit denen ein besonderer Augenblick geteilt wird.
Oder auch Personen, die einem mal nahe standen, es jetzt aber nicht mehr tun.
Allem gemein ist aber, dass damit immer Erinnerungen verbunden sind. Ich habe noch nie erlebt, dass jemand die Fotos nicht im Zimmer stehen haben wollte. Aber doch schon mal so, dass sie sie nicht die ganze Zeit anschauen müssen.
Ich stelle es mir tatsächlich schmerzhaft vor, auf ein Leben zurückzublicken, welches nicht mehr so ist, wie auf den Fotos und auch nie mehr so sein wird. Andererseits: was wären wir ohne Erinnerungen?
Das wäre ein sehr leeres und trostloses Leben. Nichts, worauf man zurückblicken kann, nichts, worauf man stolz sein kann, nichts, was schöne Momente für immer festhält.
Irgendwie traurig!
Deshalb sind Fotos so wertvoll. Sie erzählen Geschichten. Geschichten von der Familie, von einzigartigen Urlauben, von Hochzeiten oder anderen festlichen Ereignissen, Geschichten von mir.
Wehmut
Mechthild Schröter-Rupieper schrieb letztens einen Beitrag, in dem das Wort „Wehmut“ sehr schön betrachtet wurde. Denn es besteht aus dem „Weh“, dem schmerzhaften, und dem „Mut“, der stark macht, mit dem man Dinge bewältigen kann.
Ein bißchen passt es auch auf die Situation der Menschen, die bald Abschied nehmen müssen von einem Leben, dass in wunderschönen Bildern festgehalten ist. Die aber dennoch aus den Erinnerungen Mut schöpfen.
Mut, um das Leben bis zum Ende zu leben. Erinnerungen, die wiederum auch Schmerz auslösen. Schmerz, der einen verzweifeln lassen kann.
Beides scheint Hand in Hand zu gehen, das eine geht nicht ohne das andere.
Kostbare Schätze
Ich erinnere mich an eine junge Frau, die eine wunderschöne Collage an der Wand in ihrem Zimmer hatte. Vom Bett aus immer zu sehen. Mit ihrem Freund beim Ski fahren, beim Feiern zusammen mit Freunden, Bilder zusammen mit ihren Geschwistern. Bilder aus wirklich sehr glücklichen Tagen. Dazu gesellten sich auch Bilder aus der Zeit der Chemotherapie. Die junge Frau ohne Haare, schmal geworden, eine große OP Narbe am Kopf. Aber immer lächelnd, mit ihrem Freund oder der Familie an ihrer Seite. Nie alleine.
Diese Bilder haben mich sehr berührt und oft kämpfte ich mit den Tränen, wenn ich sie betrachtete und dann zu dem Bett schaute, in dem sie lag. Mich überkam dabei immer eine Schwere.
Diese Bilder sagten alles, ohne Worte, ohne die Geschichte dazu in Worten zu hören.
Wie es ihr damit ging, weiß ich tatsächlich nicht. Aber ihr Freund, ständig an ihrer Seite, schaute oft mit einem Lächeln auf die Bilder und ich hatte den Eindruck, dass sie ihm halfen, durch diese schwere Zeit zu kommen. Bestimmt tat es weh, zu wissen, dass diese Zeit nicht mehr zurückkommt. Dennoch waren sie ein Beweis für eine wunderschöne gemeinsame Zeit, die ihnen keiner mehr nehmen kann und auch Beweis für eine schwere Zeit, die sie zusammen bewältigt haben.
Ich stelle mir immer vor, wenn beide alleine waren, dass sie dann in diesen Zeiten geschwelgt haben. Die Fotos ihnen Mut gemacht haben, den letzten Weg gemeinsam bis zum Ende zu gehen.
Fotos sind für immer eingefangene Erinnerungen und kostbar wie ein Schatz!
Ein Schatz, den hoffentlich jeder von uns besitzt und ihn hütet wie seinen Augapfel!
Bild von: rawpixel
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2 thoughts on “Erinnerungen”
Wieder sehr treffend eingefangen und großartig!
Ich danke dir! ☺️